Prolog zu Gothic I (Schrift)
Aus Gothic Almanach
Auszug aus dem Gothic I - Handbuch:
Geschichte vergangener Tage (Story)
Vor vielen Jahren, in einem fernen Land, lebten die Menschen in
einem Königreich, das sie Myrthana nannten. Es war ein blühendes
Königreich, die Kornkammern waren Jahr um Jahr gefüllt
und die Minen gaben gutes Kupfer, Bronze und Erz her, so das
niemand Not leiden musste.
Über allem standen die Priester der
Götter, deren Macht und Einfluss groß waren. Die Götter waren
dem Volk gut gesonnen, zu oberst stand Innos der Gott der
Sonne und des Gesetzes, der als erster und höchster Gott verehrt
wurde und dessen Priester die Magier des Feuers waren.
Die Priester des Gottes Adanos, der die Waagschale zwischen Gut
und Böse bildet, waren die Magier des Wasserkreises.
Nur dem Gott der Dunkelheit und des Todes, Beliar, waren keine Priester
geweiht, denn seine Mächte waren von finsterer Natur.
In den Städten herrschte der Wohlstand und Gelehrte und Magier
verstanden, einander Welt, Sterne, Magie zu erklären.
Doch dort, wo Zufriedenheit und Sicherheit sind, wachsen bald
Neid und Misstrauen. Böse Menschen bereichern sich an den
Früchten der Arbeit und streuen Argwohn und Furcht unter die
Schwachen.
So kam es, das bald die benachbarten Reiche, Myrthanas Schätze
für sich beanspruchen wollten. Allen voran das Reich Varant.
Über die Hügel des Reiches kamen Reiterheere, Schiffe aus dunklem
Holz zogen am Horizont auf und hissten die Fahnen des
Kampfes. Die Armeen von Myrthana zogen aus, um das zu verteidigen,
was ihre Heimat war.
Es war Krieg.
Die Armada des Königs versenkte Schiff für Schiff, doch erlitt
dabei selbst große Verluste. Die Schlachten an Land wurden von
Beginn an schnell und mit größter Härte geschlagen, denn beide
Seiten forderten ihren Sieg. Doch soviel Schlachten Myrthanas
Männer auch gewannen, sofort erreichte sie die Kunde, das an
anderem Ort die varantenischen Reiterheere wieder ins Land
einfielen.
Der Krieg, dessen Ende schnell herbeigesehnt war, zog
sich von Scharmützel zu Schlacht und dauerte viele Monde. Und
so manch einer, der auszog sich einen Namen zu machen, sich
seinen Sold verdingen oder einfach nur seine Heimat verteidigen
wollte, lag bald mit dem Gesicht im Gras. Zu Tausenden kamen sie und zu Tausenden fielen sie.
Doch König Rhobar begnügte sich nicht damit, die Grenzen des Landes zu schützen. Um die
Feinde ein für alle mal zu besiegen zog er mit seinen Mannen bis
tief in die Länder ein und eroberte Grafschaften, Dörfer und
Städte. Und alles was seine Truppen nicht zu halten vermochten,
wurde dem Erdboden gleichgemacht.
Dieser Krieg dauerte länger als vier Sonnenwenden. Sein strategisches Können und das
seiner Generäle, das Zusammenspiel von Heer und Magie, verhalfen
ihm dazu, dass er an einem Herbsttag vor den Toren der
Hauptstadt von Varant stand. Als wären sie aus einem Traum
erwacht, erblickten die Varantener das Heerlager vor ihrer Stadt
und ergaben sich.
Die Tore wurden geöffnet, die Waffen gestreckt und an der
Spitze seiner Männer ritt König Rhobar von Schlachten
gezeichnet, mit der Würde eines wahren Herrschers in die Stadt
ein. Die Stadt wurde nicht geplündert, die Männer und Frauen
nicht in Gefangenschaft gezwungen. König Rhobar ließ den
Herrscher von Varant aufknüpfen, ernannte einen Statthalter und
einen Rat, der von nun an das Reich regieren sollte und kehrte
nach Myrthana zurück. Er hatte sich die Anerkennung seiner
Größe verdient, aber den Preis den er zahlte, war hoch.>br>
Viele Männer, Söhne, Väter und Brüder hatten ihr Leben für das Reich
gelassen. Zudem waren die Vorräte knapp geworden und ein
Winter stand vor der Tür. Es herrschte an vieler Ort Hunger und
Verzweiflung.
In diesem Winter verstarb König Rhobar, von
den Wunden des Krieges geschwächt und verzehrt.
Sein Sohn, Rhobar der Zweite ergriff schweigend das Zepter,
ohne Zeremonie und Feiern und rief seine Priester, seine Berater
und die Gelehrten zusammen. Gemeinsam entwickelten sie
Pläne, das Reich wieder zu dem Wohlstand zu bringen, zu dem
auch sein Vater einst das Reich gebracht hatte.
Doch als der Winter vorüber war, drohte dem Königreich schon
die nächste Gefahr. Orkhorden aus den Nordlanden kamen über
die Grenzen und plünderten Weiler und Landgüter. Wieder sandte
der König seine Armeen aus, lies Grenzen befestigen und
schickte Schutztruppen in die umkämpften Gebiete.
Zahlreiche Schlachten forderten wieder viele Leben. Es waren nur kleine
kurze Gefechte, aus denen kein Sieger hervorging , doch König
Rhobar wusste, das die Orks stark genug waren, um einen Krieg
gegen Myrthana zu führen. Aber seine Armee war klein geworden
und nur noch wenige Waffen standen ihm zu Verfügung. Zur
Herstellung neuer Waffen brauchte er Erz.
Die Lage war überall im Land schlecht, besonders in den Minenstädten. Diebe und
Deserteure trieben ihr Unwesen und viele Gefangene flohen aus
den Minen.
Vor allem die Stadt Khorinis, eine der Haupt
Erzlieferanten war zu wichtig als das der König nicht einreifen
müsste. Denn in den Minen von Khorinis schürften die
Gefangenen ein besonderes, seltenes Erz.
Magisches Erz.
Dieses Erz, wird es richtig geschmolzen, macht jede Klinge
unzerstörbar und verleiht ihr eine Schärfe und Härte der keine
Rüstung widerstehen kann.
Der König rief die zwölf mächtigsten Magier des Reiches zu
sich, sechs vom Kreis des Wassers und sechs vom Kreis des
Feuers. Er erteilte ihnen den Befehl, eine magische Barriere um
die Minenkolonie von Khorinis zu errichten , um die zahlreichen
Fluchtversuche der Arbeiter zu unterbinden. Eine Barriere, die
alles Leben hinein, aber nicht wieder hinaus lies. Gemeinsam
entwickelten die Zwölf Magier eine Zauberformel die dieses
bewerkstelligen sollte.
Als die Formel fertig war, machten sich die Zwölf Magier auf,
die Barriere zu errichten. Mit der Hilfe von fünf magischen
Foki, die sie nach einem rituellen Muster aufstellten, bündelten
sie ihre Kraft und sprachen die Worte des Zaubers.
Blitze zuckten am Himmel und dunkle Wolken zogen auf, wie
ein Wirbelsturm vereinten sich die Ströme der Magie. Der
Himmel färbte sich schwarz und ein anschwellendes Grollen
entlud sich mit einem mal in einem explodierenden Donner.
Und dann war sie da.
Über eine riesige Fläche, viel größer als voraus berechnet, zog
sich die Barriere wie eine gigantische Kuppel über den
Landstrich.
Bestürzt stellten die Magier fest, dass sie in der Barriere eingeschlossen
waren. Die Gefangenen nutzten die Gunst der Stunde
und töteten die Wachen, die mit ihnen in der Barriere gefangen
waren. Die Magier rührten sie nicht an, zum einen aus Furcht vor
ihren Kräften, zum anderen, weil sie schnell erkannten das sie
ohne die Hilfe der Magier, die Barriere niemals wieder verlassen
konnten. In die Wachhäuser zogen die Gefangenen, an ihrer
Spitze Gomez, derjenige der den Aufstand angeführt hatte, der
sich zuerst gegen die Wachen aufgelehnte hatte. Doch der Freude
über den Sieg, wich bald der Sorge über Nahrung und Überleben.
Die Gefangenen wussten, das sie auf die Güter und Waren
des Reiches angewiesen waren. Ebenso wie der König das magische
Erz brauchte.
So fassten sie schnell einen Plan, der beide Seiten zunächst
zufrieden stellte. Für Erz Lieferungen bezahlte der König mit
Waren, so das die Gefangenen überleben konnten.
Doch nicht alle Gefangenen wollten weiterhin für den König arbeiten. Einer
von ihnen sprach es laut aus und verließ das Lager. Sein Name
war Lee. Ihm folgten einige Männer. Sie gründeten ein eigenes
Lager, nah einer anderen Mine, das von da an nur noch das Neue
Lager genannt wurde. Bei seiner Seite standen die Magier des
Wassers, die weiter nach einem Plan forschten, die Barriere zu
vernichten. Dafür sammelten sie das Erz aus ihrer Mine, das die
Magier für ihre Forschungen brauchten. Ihr Ziel war, einen Weg
nach draußen zu finden.
Die Magier des Feuers bleiben bei Gomez im Alten Lager. So
waren die Magier in beiden Lagern vertreten und hielten zudem
die Gefangenen davon ab, sich gegenseitig umzubringen. Mit
den Gütern aus dem Königreich war das Überleben der
Gefangenen gesichert und Gomez ernannte die stärksten
Gefangenen zu seiner Garde und bald regierte er sein eigenes
Reich, in dem zwar alle gefangen waren, aber während die einen
in der Mine schufteten, lies Gomez sich immer besser vom
Königreich bezahlen und sehr bald standen Wein, gutes Essen
und Bücher für die Magier auf der Liste der Handelsgüter.
Viele Monde waren ins Land gezogen, als ein Mann in der
Gefangenenkolonie anfing, seine Visionen der Freiheit zu verkünden.
Er nannte sich Y’Berion, der Erleuchtete, und seine
Worte waren von tiefem Glauben und Macht und alsbald zog er
sich mit einer Schar Anhänger in den Sumpf zurück, wo sie ihr
eigenes Lager gründeten.
Von seltsamen Mächten wurde bald
berichtet, von Zauberei und Beschwörung, die selbst den
Magiern unbekannt war. Und auch dieses Lager fand Zuwachs.
Sie lebten vom Anbau von Sumpfkraut, dessen Rauch begehrt
war, denn er schenkte den Menschen angenehme Träume. Sie
handelten dieses Kraut mit dem Alten Lager und lebten sonst
eher karg, aber zufrieden.
Das Königreich erholte sich indes allmählich von den Wunden
der Vergangenheit . Auf den Feldern gedieh der Weizen und neue
Handelsverträge wurden geschlossen.
Nur die Barriere kündigte wie ein Mal, vom Scheitern sämtlicher
Versuche sie zu zerstören.
Und dann kamen die Orks.
Wie ein Sturm fegten sei über das Land, schlugen die Armeen
des Königs nieder und töteten jeden Mensch, der ihnen in die
Hände fiel.
So rüstete König Rhobar der zweite wieder zum
Krieg und jeder Mann wurde zu den Grenzen geschickt.
In diesen Tagen wurde jeder, der sich eines Verbrechens schuldig
gemacht hatte und sei es auch nur so gering, in die
Minenkolonie von Khorinis gebracht. In den Schmelzen brannte
Tag und Nacht das Feuer und beständig war das Hämmern der
Schmieden zu hören.
Heute wird ein weiterer Verurteilter in die Mine gebracht.
Dieser Verurteilte bist Du. Nur ein weiterer Gefangener, der für
den Rest seines Lebens in der Barriere gefangen sein wird. So
denken sie jedenfalls....
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